Generationencafé Vollpension

Social Innovation & Future Challenges
(2019)

Der demographische Wandel mit all seinen Folgen hin zu einer immer älter werdenden Gesellschaft steht als eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit ganz oben auf Europas politischer Agenda. So auch in Österreich. Hier gibt es eine wachsende Gruppe von Personen, die von Altersarmut und damit einhergehender sozialer Exklusion bedroht sind. Vor allem Frauen sind von Altersarmut betroffen, im Jahr 2017 waren es 27% der Frauen über 65 Jahre. Monetäre Armut steht dabei in enger Verbindung mit Kontaktarmut und Einsamkeit im Alter. Zusätzlich gibt es urbanen Raum nur
wenige authentische Begegnungsorte für Alt und Jung, die Generationenkluft steigt. In Zeiten von Digitalisierung und größer werdender Anonymität in der Stadt werden ältere Menschen oft an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Die primäre Zielgruppe der Vollpension sind von Armut gefährdete und alleinlebende SeniorInnen (über 55 Jahre). Das Durchschnittsalter der derzeit in der Vollpension beschäftigten SeniorInnen liegt bei 64 Jahren. Wir fokussieren auf diese Zielgruppe, da zu Beginn des dritten Lebensabschnitts, kurz nach Beginn der Pension, es für das restliche Leben entscheidend ist soziale Kontakte aufzubauen. Eine weitere Zielgruppe stellen unsere Gäste und die Öffentlichkeit dar, in dem wir durch gezielte Kommunikationsarbeit und verbindende Formate im Café auf Altersarmut hinweisen und Kontakt zwischen Jung und Alt herstellen.

Nominiertenbegründung

Das Wiener Sozialunternehmen sieht sich als einen Treffpunkt der Generationen, wo Menschen, egal welchen Alters im urbanen Raum niederschwellig und auf Augenhöhe miteinander arbeiten und reden. Die beschäftigten SeniorInnen sind meist alleinstehend und in manchen Fällen von Altersarmut und Isolation bedroht. Mit ihrer Arbeit in der Vollpension finden sie wieder Beschäftigung und erleben Wertschätzung im besten Sinne. Darüberhinaus findet eine professionelle und wissenschaftlich begleitete Wirkungsmessung statt. Selbst auferlegte Standards, wie zum Beispiel die Parität sowohl geschlechtlich als auch nach Alter werden erfüllt – und das Unternehmen schafft es, unabhängig von Drittmitteln zu bleiben. Der Umgang mit dem demographischen Wandel und die mutigen Expansionsvorhaben des vielversprechenden Social-Franchising-Modells werden von der Jury als besonders positiv bewertet.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“