Urlaub verändert den Menschen, warum nicht auch die Welt?

Vorbildliche Projekte
(2022)

Klimaschutz ist in aller Munde und an “Nachhaltigkeitskonzepten“ wird in Hotelbetrieben unterschiedlich gearbeitet. Zumeist befinden sich auf der Speisekarte des Hotel-Restaurants möglichst regionale und saisonale Speisen in Bio-Qualität, jedoch ist nachhaltige Bio-Gastronomie nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. Und unter Umständen trügt sogar der Schein und Corporate Social Responsibility (CSR)-Ansätze werden nicht ernst genommen. Kurzum: Greenwashing ist in der Unternehmenskommunikation allgegenwärtig. Aber was ist „echt“ und wann handelt ein Hotelbetrieb „ehrlich“? Eines der größten Probleme ist sicherlich der Fleischkonsum und seine daraus resultierenden Folgen. Monokultur, Überproduktion, Überfischung und Flugwaren sind hier nur einige Beispiele. Der Gralhof mit samt seiner BIO Landwirtschaft versucht hier auch einen Denkprozess bei den Gästen zu starten, daher wird der Mittwoch zum FREItag zum Fleischfreitag und der Donnerstag zum Innereientag, denn wenn Tiere gegessen werden, dann die WERTschätzung des ganzen Tieres. Küchenabfälle werden nicht nur entsorgt, sondern kompostiert und kommen wieder auf das eigene Feld, -der Küchenabfall wird zum Gras unsere Kühe.

Wir haben 2006 den Gralhof von unserer Familie übernommen, die Herausforderungen waren sehr vielseitig. Zum Beispiel die Saisonverlängerung, die zahlreichenden Stammgäste und die veraltete Struktur seitens des baulichen Aspektes aber auch seitens des nachhaltigen Aspektes. Da wir bereits die Landwirtschaft auf BIO umgestellt haben, war es auch zielführend den Betrieb auf 100% BIO um zu strukturieren. Nicht alle Gäste sind mit uns diesen Weg gegangen womit wir im ersten Jahr mit einem starken Verlust der bestehenden Gästeschicht aber auch mit einem Umsatzeinbruch konfrontiert waren. Da wir aber nicht von unserem Ziel ablassen wollten, ein Hotel so umweltfreundlich wie möglich zu führen sind wir mit dem Beitritt zum Verein BIO HOTELS gestartet, was uns eine Türe zu einer gänzlich anderen Gästeschicht geöffnet hat. Die Klientell wurde jünger und bewusster und durchaus bereit mit uns diesen neuen Weg zu gehen. Saisonal zu kochen, regional zu kochen und alle Putzmittel sowie Hotelkosmetika auf Bio um zu stellen. Die Motivation war stets dieselbe: Urlaub verändert den Menschen, warum nicht auch die Welt!

Nominiertenbegründung

Sanfter Tourismus und ökologische Landwirtschaft sind in Österreich ein riesiger Hebel für Nachhaltigkeit und bieten gleichzeitig enormes Potenzial für eine rasche Umsetzung nachhaltiger Wirtschaftsweisen. Dies hat das Biohotel Gralhof mitsamt seiner Bio-Landwirtschaft erkannt und widmet sich der kontinuierlichen Verbesserung seiner Nachhaltigkeitsstrategie. Die Jury begrüßt die gründliche und konsequente Auseinandersetzung mit dem Thema und die strategische und ganzheitliche Vorgangsweise bei der Prozessumsetzung. Das Projekt ist vorbildhaft und hat große Strahlkraft für andere Betriebe, und das nicht nur in der Kärntner Region, sondern generell in der gesamten Hotel- und Tourismusbranche. Die Jury wünscht sich mehr solcher Betriebe in Österreich, die sich ihren Auswirkungen im Kerngeschäft bewusst sind und Verantwortung übernehmen.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“