Gustl – der pflanzliche Leverkas

Regionale Wertschaffung
(2023)

Spricht man von Regionalität bzw. regionale Wertschöpfung im Kontext der Landwirtschaft, Produktion oder auch der österreichischen Esskultur so wird darunter zumeist der tierische Bereich fokussiert. Bislang fehlt die Verknüpfung der heimischen Landwirtschaft, traditionellem Handwerk mit dem Zukunftsmarkt an pflanzlichen Fleischprodukten. Etwas, das ich in den letzten Jahren bei meiner Tätigkeit für Gemeinnützige Vereine im Kontext der Landwirtschaft- & Lebensmittelproduktion hautnah miterlebt habe. Auf Basis dieser Erfahrungen, und weil ich meine Ernährungsgewohnheiten selbst umgestellt habe, beschloss ich diese Lücke schließen. Vor 1 Jahren gründete ich die Pflanzerei und versuche seither im Schulterschluss mit einer heimischen Landwirtschaft, Handwerksbetrieben & authentisch transparenten Kommunikation am Zukunftsmarkt pflanzlicher Fleischprodukte anschlussfähig zu kann. Der zentrale Hebel liegt jedoch darin, dass die institutionelle Landwirtschaft erkennt, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, die das unterstützen. Die Zielgruppe der Pflanzerei sind Flexitarier, die ihren Fleischkonsum reduzieren wollen, jedoch nicht auf die liebgewonnene Essgewohnheiten verzichten.

Nominiertenbegründung

Das Wiener Start-Up „die Pflanzerei“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, österreichische Traditionsgerichte – allesamt „Klassiker“ aus Fleisch und Wurst – in geschmacklich und qualitativ hochwertige pflanzliche Mahlzeiten zu verwandeln. In Zusammenarbeit mit regionalen Metzgereien und LandwirtInnen wurde dabei als erstes Produkt „Gustl – Der pflanzliche Leverkas“ entwickelt; weitere pflanzliche Schmankerln folgen. Die „Pflanzerei“ setzt gezielt auf den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten auch bei veganen und pflanzlichen Produkten und verbindet das pflanzliche Produktangebot mit Bewusstseinsbildung bei Landwirten, Fleischverarbeitern und Metzgern sowie bei Konsument:innen. Im Vergleich zu tierischen Varianten reduziert die Pflanzerei bei ihren Produkten den CO2-Fußabdruck um bis zu 89%.

Das junge Unternehmen überzeugt die Jury durch die Integration aller 3 Nachhaltigkeitssäulen in das Kerngeschäft. Die Pflanzerei steuert zum Umdenken in einem sehr traditionellen Bereich bei und stärkt die Transformation im Ernährungssektor.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“