TRIGOS 2023 Österreich: Nominierungsbegründungen der Jury

Kategorie Mitarbeiter: innen-Initiativen

HAPPYFOTO GMBH – Adaptiertes Arbeitszeitmodell

HappyFoto ist Marktführer für personalisierte Fotoprodukte wie z.B. Fotobücher, Fotos, Fotokalender. Das Familienunternehmen ist in einer sehr saisonal getriebenen Branche tätig: 40% des Jahresumsatzes werden rund 6 Wochen vor Weihnachten generiert. Zentrale Herausforderung für das Unternehmen war es deshalb, ein flexibles Zeitmodell zu finden, das die saisonalen Arbeitsspitzen abdeckt und gleichzeitig Mehrwert für das gesamte Team schaffte.

In einem diskursorientierten Prozess wurde eine temporäre 4-Tage-Woche (Feb-Sept) eingeführt. Minusstunden in dieser Zeit werden während der Hochsaison für das Unternehmen wieder eingearbeitet. Das neue Arbeitszeitmodell wurde in einem umfassenden, mehrstufigen Prozess mit Zustimmung aller Mitarbeitenden umgesetzt. Es hat wesentlich zur Verbesserung des Unternehmensklimas beigetragen.

Die Jury schätzt insbesondere die weitreichende Flexibilität des Prozesses bzw. des Arbeitszeitmodells, das saisonale Schwankungen ebenso wie unterschiedliche Anforderungen einzelner Unternehmensbereiche berücksichtigt. Das neue Modell hat sich offenbar positiv auf Identifikation und Wertschätzung der Mitarbeitenden im Unternehmen ausgewirkt und zudem das Unternehmen in einer ökonomisch schwierigen Region als attraktiven Arbeitgeber positioniert.

SONNENTOR KRÄUTERHANDELS GMBH – Unsere Arbeit ist eine Sinn-Win-Situation

Sonnentor verarbeitet und vermarktet seit 1998 Kräuter und Gewürze. Mit der Einführung des digitalen Arbeitsplatzes „SIGI“ (Sonnentors Interaktive Gemeinsame Infoplattform) hat das Unternehmen eine innovative Informationsdrehscheibe geschaffen, über die alle Mitarbeitenden unabhängig vom konkreten Arbeitsplatz digital erreicht werden können. Mit kreativen Kommunikationsmaßnahmen konnten Information, Kommunikation und Zusammenarbeit sowohl bei fix angestellten Beschäftigten ebenso wie bei den Franchise-Partnern und deren Mitarbeitenden sowie bei freien Dienstnehmenden stark verbessert werden.

Interne Gesundheitskampagnen, flexible Arbeitszeitmodelle und vielfältige Maßnahmen für eine ausgeglichenere Work-Life-Balance verbesserten Wohlbefinden und körperliche Fitness der Mitarbeitenden deutlich und sorgten für Bestätigung des Engagements des Unternehmens für langfristige Gesundheitsförderung und -prävention.

Die TRIGOS Jury anerkennt insbesondere die umfassende Ausrichtung des Kerngeschäfts auf Nachhaltigkeit und und die Ausweitung der Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten auf erweiterte Stakeholdergruppen.

SOZKOM GMBH & CO KG   – sozKomKratie

Unternehmensziel von sozKom ist es, Kinder, Jugendliche und Erwachsene beim Ausbau von sozialen Kompetenzen zu unterstützen. Dabei befasst sich die Plattform im Rahmen des Programms sozKomKratie mit der Durchführung von mobilen Kinder- und Jugendhilfemaßnahmen in der Steiermark, mit Kinder- und Jugendassistenz und dem Programm „Lehre statt Leere“.

sozKom ist seit 2018 ein Gemeinwohlunternehmen und hat Mitgestaltung und MitarbeiterInnenbeteiligung als zentrale Werte umgesetzt. Seit 2019 wurden laut Eigenaussage des Unternehmens über 95% der unternehmensrelevanten Entscheidungen unter Einbindung der MitarbeiterInnen getroffen und von allen Ebenen im Unternehmen mitgetragen. Diese partizipative Entscheidungsfindung ermöglicht es den MitarbeiterInnen, ihre Stärken und ihr Wissen in Arbeitskreisen einzubringen, um maßgeblichen Einfluss auf den Unternehmensalltag zu nehmen.

Über die partizipative Führungsstruktur werden die MitarbeiterInnen dadurch auch zu Mitgestaltern. Dies bedeutet Wertschätzung, schlägt sich aber auch ganz deutlich in der Auswertung der regelmäßigen Gemeinwohlbilanz nieder: Nicht nur die Bilanzwerte, sondern auch Werte wie „Menschenwürde“ am Arbeitsplatz, Mitentscheidung, Transparenz und Zufriedenheit sind signifikant in den Bewertungen der Gemeinwohlbilanz gestiegen. Der Erfolg spricht für sich – auch am Arbeitsmarkt: Selbst in Zeiten des Fachkräftemangels verzeichnet sozKom einen hohen Zulauf an Bewerbungen.

 

Kategorie Social Innovation & Future Challenges

 

ESG PLUS GMBH – Geld und Werte lassen sich vereinbaren

Die ESG PLUS GmbH bewertet Portfolien für private und institutionelle Investoren. Mit der kostenlosen Plattform CLEANVEST.org ermöglicht das Unternehmen insbesondere Privaten in leicht verständlicher Weise eine Messung der positiven und negativen Auswirkungen ihres Portfolios auf Mensch und Umwelt. Dabei werden über 4.000 Fonds mit Hilfe strenger Kriterien auf ihre Nachhaltigkeit geprüft. Durch die Integration der Kriterien wie „Kinderarbeit“, „Verletzungen indigener Rechte“ und „Artenschutz-Verletzungen“ in die Bewertung von Fonds und ETFs trägt die ESG Plus GmbH dazu bei, auch Lieferketten-Probleme in die Anlageentscheidungen einzubeziehen.

Darüber hinaus hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen Studien durchgeführt, um die tatsächliche Nachhaltigkeit von Aktienfonds in Österreich zu untersuchen.

Bis dato hat ESG Plus rund 40.000 Privatpersonen darin unterstützt, ihr Portfolio mit ihren Werten in Bezug auf Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Die Plattform wird auch regelmäßig Multiplikatoren (Medien, NGOs) zur Verfügung gestellt. Das Unternehmen überzeugt die Jury mit seinem sehr fundiert umgesetzten Ansatz, die Finanzbranche in Richtung nachhaltige Investments zu verbessern und wirkungsvolle Maßnahmen gegen Greenwashing-Trends in der Finanzbranche zu setzen.

MILA MITMACH-MINIMARKT – MILA Mitmach Minimarkt

Der österreichische Lebensmitteleinzelhandel (LEH) hat die höchste Marktkonzentration in Europa. Allzuoft  aber haben Supermärkte ihre traditionelle Nahversorger- und Community-Funktion verloren. Der MILA Mitmach-Minimarkt öffnete im Mai 2022 in Wien und ist das erste Lebensmittelgeschäft seiner Art in Österreich: Offen für alle, die gute, günstige Lebensmittel einkaufen wollen und dafür im Markt mitarbeiten, mitgestalten und mitbesitzen. Partizipation ist als zentraler Wert verankert. Alle sind in die Entscheidungsprozesse eingebunden, und alle Mitglieder arbeiten freiwillig alle 4 Wochen für 3 Stunden mit, um den Betrieb am Laufen zu halten.

Der MILA Minimarkt ist ein Pilotprojekt für einen größer dimensionierten Mitmach-Supermarkt in Wien. Das Projekt hat sich als herausragendes Konzept etabliert, das nicht nur den Zugang zu regionalen, gesunden und biologischen Produkten erleichtert, sondern auch eine aktive Partizipation der Gemeinschaft fördert. Der MILA Mitmachmarkt überzeugt die Jury durch das konsequent umgesetzte Konzept, das mehrere gesellschaftliche Probleme gleichzeitig adressiert: Leistbarkeit von gesunden Lebensmitteln, Einsamkeit, Regionalität und Mangel an Nahversorgung mit Community-Wirkung.

MITTELBERGER GMBH – Lernwerkstatt im Glashaus

Als innovatives Unternehmen im Bereich Elektroinstallationen im Herzen von Vorarlberg, auch bekannt als „Dorfelektriker“ ist die Mittelberger GmbH führender Partner für Energie- und Licht-Installationen im Herzen Vorarlbergs, in der Region Götzis. Die Initiative „Lernwerkstatt im Glashaus“ wurde mit dem klaren Ziel geschaffen, den Lehrlingen optimale Bedingungen für ihre theoretische und praktische Ausbildung zu bieten. Durch die Nutzung innovativer Lernmethoden und -tools, wie beispielsweise der Dorfwolke als digitales Wissensmanagement, wird die Effektivität der Ausbildung erhöht. Die Lernwerkstatt wurde nicht nur baulich optimal an die Bedürfnisse der Lehrlinge angepasst; auch die soziale Infrastruktur und die digitalen Lernmittel wurden bestmöglich modernisiert.

Die Lernwerkstatt des Elektroinstallationsunternehmens hat sich als wegweisendes Projekt erwiesen, das nicht nur das Image der Lehrlingsausbildung verbessert, sondern auch einen Modellcharakter für andere Betriebe und Branchen besitzt. Die Jury hebt besonders hervor, dass das Projekt dem Fachkräftemangel entgegenwirkt und mit der Ausbildung von “Green Future Jobs” federführend an der Energiewende mitwirkt.

 

Kategorie Vorbildliche Projekte

10HOCH4 IN KOOPERATION MIT „DACHGOLD“ –  TAUSENDUNDEINDACH –  Der Motor für Photovoltaik in Österreichs Unternehmen

Mit dem Projekt Tausendundeindach, gemeinsam betrieben von von 10hoch4 und Dachgold, sollten im Zeitraum 2014 – 2023 1001 Photovoltaikanlagen auf Dächern österreichischer Betriebe entstehen. 2023 wurde das große, namensgebende Ziel erreicht. 10HOCH4 IN KOOPERATION MIT „DACHGOLD“ bietet dafür einen One-Stop-Shop für Unternehmen, die in PV investieren wollen, jedoch nicht die Zeit und das Know-How haben, eine Anlage zu installieren. Durch die 1001 eingesetzten PV-Anlagen konnten somit schon rund 8,7 Millionen kg an CO2-Äquivalente eingespart werden.

Das von hoher Motivation getragene Unternehmen überzeugt die Jury mit seiner konsequenten Durchsetzung des Projektes, mit breiter und fundierter Kommunikation und einer hohen Mobilisierungskraft bei den teilnehmenden Unternehmen und Organisationen. Das Projekt hat damit nicht nur zur technischen Einsparung von mehr als 8,7 Millionen Kg CO2 beigetragen; es war und ist auch wesentlicher Akteur und Motor in der Bewusstseinsbildung der PV-Wirtschaft wie auch in der Bevölkerung. Zusätzlich steht das Projekt für hohe Ansprüche an das Arbeitsumfeld, mit starker Frauenförderung im Technologiebereich, flexiblen Arbeitszeiten und einer starken Werteorientierung.

RUDOLF ÖLZ MEISTERBÄCKER GMBH & CO KG – Ölz stellt als erste europäische Backwarenmarke auf Eier aus kontrollierter Freilandhaltung um

Das Dornbirner Familienunternehmen Ölz der Meisterbäcker ist österreichischer Marktführer bei verpackten Brot- und Backwaren aller Art, mit Vertrieb über den Lebensmittelhandel und einem hohen Exportanteil von 43%. Als erste große europäische Backmarke hat die Großbäckerei nach einem zweijährigen komplexen Umstellungsprozess im Juni 2022 alle Produktionsbereiche auf die ausschließliche Verwendung von Eiern aus kontrollierter Freilandhaltung umgestellt. Dem ging eine Umstellung auf Eier aus Bodenhaltung bereits im Jahr 2009 voran.

Mit der Verwendung von über 25 Millionen Freilandeiern hat sich Ölz als Vorreiter in der Branche positioniert und setzt als erster europäischer Bäcker auf zertifiziertes Tierwohl und einen freiwilligen Qualitätsstandard, der deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht. Damit werden alle 63 Ölz Produkte, d.h. 85 Mio. verkaufter Verpackungen pro Jahr, umgestellt. Über das konkrete Projekt hinaus setzt das Unternehmen auch im Kerngeschäft substanzielle Maßnahmen mit Schwerpunkten wie CO2-Reduktion und Förderung der Mitarbeiterzufriedenheit um.

Die Jury ist von diesem ganzheitlich verankerten Nachhaltigkeits-Ansatz beeindruckt. Die Umstellung auf Freilandeier wird als wichtiges, freiwilliges Best Practice Beispiel in der Lebensmittelbranche gesehen, das starke Signalwirkung und hohe Skalierbarkeit für andere Unternehmen haben kann.

SCHAUSPIELHAUS GRAZ GMBH – Das Grüne Theater

Das Schauspielhaus Graz ist der bedeutendste Theateranbieter der Steiermark und zählt zu den größten Sprechtheatern Österreichs. 2021 wurde die Initiative „Grünes Theater“ gestartet. Dabei wurde ein umfassendes Maßnahmenpaket gestartet, das von der Umrüstung auf LEDs über chemiefreie Reinigung, ein energieeffizientes Lüftungssystem bis hin zur Fassadenbegrünung reicht. Zu Projektbeginn wurden in einem komplexen Beteiligungsprozess sowohl bottom-up (Mitarbeitende) als auch top-down (Management) die wichtigsten bzw. sinnvollsten umzusetzenden Maßnahmen zur Bestimmung des Ausgangspunktes des Projekts erfasst. Darüber hinaus hat sich das Theater das Ziel gesetzt, als „grüner Think-Tank“ laufend neue Ideen zu entwickeln und eine nachhaltige Arbeitskultur zu etablieren, aber auch Vorbildwirkung auf die heimische Kulturbranche auszuüben.

Die Jury würdigt die ganzheitliche Herangehensweise des Projektes und das umfassend umgesetzte Maßnahmenpaket. Speziell in einer für die Kulturbranche schwierigen Zeit hat das Projekt des Schauspielhaus Graz einen enormen Replikationsfaktor und beachtenswerte Vorbildwirkung – nicht nur für die steirische, sondern für die gesamte österreichische Kulturszene.  

Kategorie Klimaschutz

ECOP TECHNOLOGIES GMBH – Rotation Heat Pump

Die Rotation Heat Pump der Firma ECOP Technologies GmbH ist eine neuartige Großwärmepumpe für die Industrie, die es ermöglicht, Abwärme aus industriellen Prozessen direkt wiederzuverwerten. Es können Temperaturen von bis zu 200°C erreicht werden, die Leistung ist bis zu 70% höher als bei konventionellen Wärmepumpen. Optimale Nutzung der Prozesswärme ist eines der wichtigsten, bislang kaum genutzten Energiepotenziale weltweit – ist doch Prozesswärme für 74% des Energieverbrauchs verantwortlich. Das Energiepotenzial wird allein in Europa auf 300 TWh pro Jahr geschätzt.

In fast 20-Jähriger Entwicklungsarbeit, mit über 60 Patenten und rund 200.000 Ingenieursstunden ist der Ecop Technologies GmbH damit eine Innovation mit hoher potenzieller Skalierbarkeit gelungen. Die Jury ist von der technologischen Leistung, aber auch von Durchhalte- und Überzeugungskraft des Unternehmens beeindruckt. 

EWS CONSULTING GMBH Agri-Photovoltaikanlage EWS Sonnenfeld®

Die Agri-Photovoltaikanlage EWS Sonnenfeld der EWS Consulting GmbH ist eine auf Agrar- und Grünflächen nutzbare, naturverträgliche Form der PV-Produktion. Sie hat einen geringem Flächenverbrauch und bietet die Möglichkeit zur Doppelnutzung der mit der Agri-PV-Anlage bestückten Flächen zur Strom- und Lebensmittelproduktion. Die PV-Produktion steht damit nicht in Flächenkonkurrenz zur Landwirtschaft, wirkt der Bodenversiegelung entgegen und bietet Landwirt:innen bzw. kommunalen Betreibern attraktive Möglichkeiten für zusätzliche Einnahmequellen. Die Anlagen sind auf Grün- und Ackerflächen ab 5 ha Größe innerhalb von 6 Monaten rasch errichtbar. Die Pilotanlage EWS Sonnenfeld Bruck an der Leitha wird von der BOKU wissenschaftlich begleitet, um neben Energieaspekten auch die Auswirkungen auf Landwirtschaft und Biodiversität sowie soziale Akzeptanz laufend zu bewerten und zu optimieren.

Das Agri-Photovoltaikanlage gilt als Vorzeigeprojekt der Branche und hat nicht nur positive Auswirkungen auf die PV-Nutzung im landwirtschaftlichen Bereich, sondern auch auf die umliegende Biodiversität. Die begleitende Forschung trägt zur weiteren Akzeptanz und Zukunftsfähigkeit der Agri-PV- Anlagen bei.  

FEISTRITZWERKE STEWEAG GMBH – Die Hitze des Sommers wird für die Heizung im Winter in der Tiefe des Hofes gespeichert

Die Feistritzwerke, gegründet 1905 zur Stromversorgung Gleisdorfs, sind der zweitgrößte Verteilnetzbetreiber der Steiermark, mit den Hauptgeschäftsfeldern Stromnetz- und Glasfasernetzerrichtung. 2021 wurde in nur 10 Monaten die Generalsanierung des Standortes Gleisdorf im Rahmen des Projekts „Die Hitze des Sommers wird für die Heizung im Winter in der Tiefe des Hofes gespeichert“ realisiert. Die umfassende Sanierung des Bürogebäudes aus den 60er Jahren legte dabei in allen Aspekten auf ökologische und nachhaltige Bauweise und Technologien Wert. Das Projekt berücksichtigte dabei allerdings nicht nur ökologische Aspekte, sondern hatte auch die Belebung des Stadtkerns durch Erhaltung des Unternehmensstandorts im Stadtzentrum als Ziel.

Die Jury ist von der gewählten Strategie „Umbau statt Neubau“ überzeugt. Anstelle eines Neubaus standen die umfassende Sanierung aller Gebäudeelemente (Energie, Heizung, Lüftung, Raumnutzung, Barrierefreiheit) und damit die Erhaltung bestehender Strukturen und Verzicht auf Neubau und Standortwechsel im Vordergrund. Durch die bewusste Nutzung von vorhandenen und erprobten Technologien dient das Projekt als Vorbild für ähnliche Gebäude und zeigt, wie durch eine ganzheitliche Sanierung von Bestandsobjekten eine nachhaltige Arbeitsumgebung geschaffen werden kann, die die lokale Wirtschaft stärkt.

Kategorie Regionale Wertschaffung

DIE PFLANZEREI – Gustl – der pflanzliche Leverkas

Das Wiener Start-Up „die Pflanzerei“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, österreichische Traditionsgerichte – allesamt „Klassiker“ aus Fleisch und Wurst – in geschmacklich und qualitativ hochwertige pflanzliche Mahlzeiten zu verwandeln. In Zusammenarbeit mit regionalen Metzgereien und LandwirtInnen wurde dabei als erstes Produkt „Gustl – Der pflanzliche Leverkas“ entwickelt; weitere pflanzliche Schmankerln folgen. „die Pflanzerei“ setzt gezielt auf den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten auch bei veganen und pflanzlichen Produkten und verbindet das pflanzliche Produktangebot mit Bewusstseinsbildung bei Landwirten, Fleischverarbeitern und Metzgern sowie bei Konsument:innen. Im Vergleich zu tierischen Varianten reduziert die Pflanzerei bei ihren Produkten den CO2-Fußabdruck um bis zu 89%.

Das junge Unternehmen überzeugt die Jury durch die Integration aller 3 Nachhaltigkeitssäulen in das Kerngeschäft. Die Pflanzerei steuert zum Umdenken in einem sehr traditionellen Sektor bei und stärkt die Transformation im Ernährungssektor.

SONNENLADEN GMBH – Sonnenladen – Wir leben mit der Sonne

Der Sonnenladen in St. Pantaleon-Erla verbindet E-Ladestationen mit einem neu eröffneten Dorfladen und einem gezielten Impuls für regionale Nahversorgung und Ortskernbelebung in ländlichen Gemeinden. Dafür wurde ein leerstehendes Lagerhaus revitalisiert und der Verein „emil-Elektromobilität im ländlichen Raum“ zur Förderung der lokalen Elektromobilität ins Leben gerufen. In Verbindung mit dem von regionalen Anbietern und Konsument:innen rege genutzten Dorfladen entstand in nur 6 Monaten aus dem Lagerhaus ein lebendiger Dorfladen mit Lounge, als sozialer Treffpunkt aber auch als Nahversorger mit rund 60 Lieferanten aus der unmittelbaren Region.

Der Sonnenladen hat sich als Vorzeigeprojekt in der ländlichen Region einen Namen gemacht und verdient Anerkennung für seine innovativen Ansätze und positiven Auswirkungen auf die Gemeinschaft. Die Jury erkennt die Multiplikatorwirkung und begrüßt die gute Einbindung der Bevölkerung, die regionale Wertschöpfung im Dorf und die Ankurbelung der E-Mobilität im ländlichen Raum.

WALDVIERTLER FRAUENWIRTSCHAFT – FRAU iDA – Raum der Unternehmerinnen

Die Waldviertler Frauenwirtschaft bietet unter der neu geschaffenen Standortmarke FRAU iDA unternehmerisch tätigen Frauen aus den unterschiedlichsten Branchen einen modernen Co-Working-Space mit umfangreichen Serviceleistungen inmitten der Zwettler Innenstadt an. Das Projekt setzt damit gezielt Impulse für die berufliche Weiterentwicklung und Vernetzung von Frauen ebenso wie für die nachhaltige Stadtentwicklung und Ortskernbelebung. Neben regelmäßigen Netzwerktreffen zwischen UnternehmerInnen und Impulsen zur Weiterbildung arbeitet Frau iDA mit regionalen Tagesbetreuungseinrichtungen für Kleinkinder und Senioren zusammen und ermöglicht damit attraktive lokale Betreuungsangebote.

Die Waldviertler Frauenwirtschaft schuf mit ihrem Projekt FRAU iDA nicht nur ein neues und zeitgemäißes Raumangebot sowie ein Netzwerk für Unternehmerinnen, sondern ermöglicht ihnen damit auch die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das Projekt ist damit ein Vorbild für Gründerinnen und Unternehmerinnen vergleichbaren Orten und Regionen. 

Kategorie Internationales Engagement

EEE AUSTRIA INTERNATIONAL PROJECTS GMBH – Errichtung eines Touristrainingszentrums und einer Tischlerlehrwerkstätte im „Vocational Training Center“ in Medan, Indonesien

Das Grazer Unternehmen eee Austria ist ein führender Exporteur österreichischer Lösungen in den Bereichen Bildung, e-Learning und e-Government. Das Unternehmen ist seit mehr als zehn Jahren mit dem Thema digitale Bildung und Verbesserung der Berufsbildung in Indonesien beschäftigt. 2019 wurde das Projekt Tischlerlehrwerkstät te im „Vocational Training Center“ in Medan, Indonesien gestartet. Dabei werden jährlich 496 Auszubildende in verschiedenen Bereichen wie Koch/Köchin, KellnerIn oder TischlerIn ausgebildet. Kernziel des Projektes war es, Know-how in digitaler Bildung effizient an das Training Center vor Ort zu transferieren und damit dessen langfristigen Betrieb mit eigenständig ausgebildeten, von österreichischen Expert:innen gecoachten Trainer:innen sicherzustellen. Die gesamte digitale, aber auch die physische Infrastruktur für die Tischlerlehrwerkstätte wird von eee Austria zur Verfügung gestellt.

Die Jury hebt hervor, dass das Projekt in allen Bereichen eigenständig von eee Austria organisiert und durchgeführt wird. Das Projekt konnte vor allem durch die enge Zusammenarbeit mit vielfältigen politischen und wirtschaftlichen Stakeholdern vor Ort gelingen, vor allem aber durch den Effekt, nämlich gut ausgebildete MitarbeiterInnen in Indonesien zu schaffen.

MONDI AG – Mondi: Ausbildung mit Impact „Dual Industrial Training“ in Côte d´Ivoire

Mondi ist ein global agierendes Verpackungs- und Papierunternehmen und entlang der gesamten Wertschöpfungskette tätig – von der Bewirtschaftung von Wäldern über die Produktion von Zellstoff, Papier und Folien bis zur Entwicklung und Herstellung von nachhaltigen Konsumgüter- und Industrieverpackungen. Gemeinsam mit der Austrian Development Agency und der Entwicklungsorganisation ICEP wurde ein Pilotprojekt zur dualen Ausbildung zum Industrietechniker in Côte d´Ivoire gestartet. Durch eine arbeitsmarktrelevante Berufsbildung wird dem Fachkräftemangel direkt vor Ort entgegengewirkt und jungen Menschen attraktive Zukunftsaussichten geboten.

Damit setzt das Unternehmen eine wichtige Maßnahme gegen Jugendarbeitslosigkeit und Fachkräftemangel in West-Afrika. Die Schaffung von beruflichen Kompetenzen stärkt nicht nur das Unternehmen, sondern auch die Wirtschaft des afrikanischen Landes und die lokale Gesellschaft. Die Jury schätzt besonders die Integration vielfältiger Stakeholder vor Ort, sowie den Vorbildcharakter für ähnliche Projekte in anderen Weltregionen.

SAP ÖSTERREICH GMBH – Empowering youth in Ukraine to start social enterprises during war times

SAP ist einer der weltweit führenden Anbieter von Software für die Steuerung von Geschäftsprozessen und entwickelt Lösungen, die die effektive Datenverarbeitung und den Informationsfluss in Unternehmen erleichtern. SAP unterstützt seit 2021 den „Social Impact Award“ in der Ukraine, um damit junge Menschen darin zu fördern, nachhaltig wirkungsvolle Sozialunternehmen zu gründen. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wurde die Unterstützung ausgeweitet und in enger Abstimmung mit dem Social Impact Award International in Wien intensiviert; unter anderem auch durch zusätzliche Einbindung von aus der Ukraine geflüchteten jungen Menschen sowie durch die Kombination von online & offline Formaten.

Das Projekt zeigt, dass Vernetzung, Zusammenarbeit und Innovation auch unter den schwierigsten Umständen möglich sein kann. Die Jury erkennt die hohe Wirksamkeit vor Ort und die Beständigkeit der Kooperation auch in schwierigen Zeiten, sowie die flexible Reaktion auf veränderte Umstände. Das Projekt zeigt, dass es womöglich auch in Zukunft unter schweren Bedingungen durchgeführt werden kann.

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gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“