Wir leben New Work

MitarbeiterInnen-Initiativen
(2024)

Die Motivation für das Neudenken und -leben von Arbeit ergab sich aus drei Beobachtungen: Erstens die zeitgenössische Notwendigkeit einer Betriebstransformation. Zweitens klassische, hierarchische Arbeitsmodelle, die die Mitarbeitenden entwerten, Sinn, Freude, Kreativität und Selbstermächtigung vernachlässigen und den Wunsch nach werteorientiertem Wirtschaften aufkommen lassen. Drittens die demografischen Veränderungen, der Fachkräftemangel und die Frage nach der Attraktivität von Jobs.

Das Ziel besteht darin, Rahmenbedingungen zu schaffen, um gemeinsam einen sinnerfüllten, glücklichen und wirtschaftlich erfolgreichen Arbeitsplatz zu gestalten. Dies wird durch Ermächtigung durch Mitbestimmung, Entfaltung durch Integration der Wünsche und flexiblen Jobprofilen, Persönlichkeitsentwicklung durch neue Erfahrungen, Weiterbildungen und das Thematisieren von Unangenehmem. Vision und Werte sollen gemeinsam gestaltet und gelebt werden. Demokratisches Wirtschaften soll keine Utopie sein.

Die Maßnahmen umfassen: Erstens die Gestaltung fairer und partizipativer Löhne für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie das Unternehmen, basierend auf einem individuellen Ansatz und einem entwickelten Leitfaden. Hierbei werden die aktuellen und gewünschten Löhne festgelegt, Unternehmenskennzahlen offengelegt und gemeinsam neue Löhne einschließlich der Geschäftsführung festgelegt. Zweitens die Implementierung von Holokratie, was Mitbestimmung, -verantwortung und eine flache Hierarchie bedeutet, mit gemeinsamen Entscheidungen und Selbstorganisation in Teams. Drittens die Anwendung von Job Crafting, bei dem die Arbeit um die Wünsche und Interessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herum gestaltet wird, mit zeitlicher und örtlicher Flexibilität, Sinn und Persönlichkeitsentwicklung, ermittelt durch jährliche Visiengespräche und Einzelaustausch.

Nominiertenbegründung

Der steirische Eissalon Purkarthofer ist ein KMU, das Nachhaltigkeitsherzen zum Schmelzen bringt. Purkarthofer zeigt seine besondere Ambition in Bezug auf verantwortungsvolles Wirtschaften, indem es nicht nur Nachhaltigkeit, sondern ganzheitliche Regeneration und Kreislaufdenken in seine Produktlinien einbindet. Frei nach dem Motto „Profit ist nicht mehr Ziel, sondern Ergebnis gemeinschaftlichen Handelns“, hat es der Betrieb geschafft, einen Kulturwandel anzustoßen.

Eine holokratische Strukturierung des Unternehmens, die Zusammenarbeit mit einem Coach sowie Transparenz und sogar Mitbestimmung bei Löhnen füllen das Zauberwort “New Work” mit Leben. Besonders in einem saisonalen Betrieb wie diesem zeugt diese ganzheitliche Art des Wirtschaftens von Mut. Die Tatsache, dass es dem Team gelingt, in einem Konsumgut wie Eis so viel Information und Werte zu vermitteln, ist lobenswert und hat hohes Inspirationspotenzial.

Die Kombination aus Selbstreflexion, Transparenz und Wertschätzung ist ein Modell für andere Unternehmen, welches es ihnen ermöglichen kann, Mitarbeiter*innen zu fördern, zu integrieren und zu binden. Purkarthofer Eis ist damit in Österreich ein Vorzeigeunternehmen, das vieles in Bewegung bringen kann.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“