Stolipinovo – Fallbeispiel Stakeholderdialog

Gesellschaft
(2010)

In Stolipinovo, einer der größten südosteuropäischen Roma-Siedlungen, hatte es seit Ende der sozialistischen Ära kaum Investitionen in die Infrastruktur gegeben. Dieser Umstand in Verbindung mit einer rapiden, meist illegalen Bautätigkeit führte zu massiven Problemen sowohl bei der Strom- und Wasserversorgung als auch bei der Abwasser- und Müllentsorgung.

Die EVN trat 2005 in den bulgarischen Markt ein und übernahm die Stromversorgung. In engem Austausch mit NGOs und Roma-Vertretern/innen machte die EVN den Bewohnern/innen ein Angebot: komplette Erneuerung der regionalen Infrastruktur, Herabsetzung der bislang auf hohen Masten installierten Zähler auf Augenhöhe, Umschuldung der ausstehenden Forderungen bei gleichzeitigem Commitment zu konsequenter Bezahlung. Mittels Broschüren, Gesprächen und Informationsveranstaltungen versuchte die EVN Bewusstsein für einen effizienten Umgang mit Energie zu schaffen und so den Neukunden/innen zu helfen, die monatlichen Kosten zu senken.

In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde wurde erreicht, dass viele der illegal errichteten Wohnungen an das Stromnetz angeschlossen werden dürfen. Weiters wurden zwei eigene Kassen zur einfacheren Bezahlung der
Rechnung unmittelbar in Stolipinovo errichtet. Die EVN tätigte in einem ersten Schritt Investitionen in der Höhe von 6 Mio. BGN (3,1 Mio EUR).

Vier Jahre nach Markteintritt können folgende Ergebnisse vorgewiesen werden: Der Bevölkerung des Stadtteils steht eine unterbrechungsfreie Stromversorgung zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse zur Verfügung. Im Vergleich zur anfänglichen Zahlungsrate von 3% steht man heute bei 86%, netztechnische Verluste sind von fast 40% auf 5% zurückgegangen.

Nominiertenbegründung

Das Projekt der EVN ist ein Vorzeigebeispiel für gelungene Stakeholdereinbindung und respektvollen Umgang mit einer sozialen Randgruppe. Das Unternehmen begegnet der betroffenen Bevölkerungsgruppe auf gleicher Augenhöhe und ermöglicht so einen partnerschaftlichen Dialog, von dem beide Seiten profitieren. Die Jury beeindruckten insbesondere die messbaren Ergebnisse, die die EVN durch die Integration von CSR ins Kerngeschäft erzielen konnte. Das Projekt ist Ausdruck der nachhaltigen Ausrichtung des Unternehmens, die die EVN nun schon seit Jahren konsequent verfolgt. Sowohl in Österreich als auch auf internationaler Ebene lebt die EVN ihre soziale und ökologische Verantwortung und widmet sich mit Nachdruck selbst schwierigen Themen wie der Korruptionsbekämpfung.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“