Neuman Aluminium Industries – Fried v. Neuman GmbH: Mit weniger mehr erreichen!

Klimaschutz
(2023)

Aerosoldosen werden üblicherweise aus leicht umformbaren Aluminiumsorten (Legierungsserien 1000 bzw. 3000) hergestellt. Durch das Fließpressen der Dosen wird das Material zwar kaltverfestigt, verliert jedoch bei den anschließenden Trocknungsprozessen nach dem Lackieren wieder rund 10% dieser Festigkeit. Gefüllte Aerosoldosen stehen unter Druck. Hohe Festigkeit wäre erwünscht, um die Wandstärken so gering wie möglich auslegen zu können. Die Firma Neuman Aluminium hat demnach versucht, dieses Ziel umzusetzen und durch neue Innovationen Materialeinsparungen zu erzielen – unter gleicher Qualität der Dosen.

Es wurde zum Ziel gesetzt, durch das Verändern der Legierungselemente den Einfluss des Trocknungsprozesses auf die Festigkeit zu verringern. Möglichst ebenso gut umformbare Halbzeuge und dünnwandige Aerosoldosen waren die Projektziele. Alternativ wurden auch thermomechanische Prozessschritte, wie Warmrollen, überlegt, um einen ähnlichen Effekt zu erzielen. Durch einen langen Innovationsprozess wurden verschiedene Legierungen getestet und Analysiert, bis eine passende Mangan-Zirconium entwickelt wurde. Die Legierungsvariante mit Mg und Zr bekam den Namen Neucan 2.0. Die Zugfestigkeit des Materials konnte erhöht werden, der Verlust an Festigkeit beim Trocknen reduziert werden. So konnte die Wandstärke der Dosen reduziert und damit rund 10% Material gespart werden.

Der Durchbruch gelang mit Neucan 3.1 (Al mit Mn, Cr, Cu). Nur 4% Festigkeitsverlust beim Trockenprozess, gesamt höhere Festigkeit und keine Probleme beim Umformen haben die Entscheidung für diese Variante einfach gemacht. Für die 150 ml Aerosoldose konnte eine Gewichtsreduktion von 24% erreicht werden. Im Jahr 2022 wurden schon 5190 Tonnen Neucan 3.1 verkauft. Das Potenzial auf diese Weise CO2 Emissionen zu reduzieren ist demnach groß.

 

Nominiertenbegründung

Neuman Aluminium Industries ist spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion hochwertiger Aluminiumkomponenten. Das Unternehmen entwickelte gemeinsam mit einem Kunden einen patentierten Aerosolbehälter – mit dem Ziel, Aluminiumbehältnisse durch Gewichtsreduzierung nachhaltiger zu produzieren. Durch langjährige unternehmensübergreifende Forschung konnte ein Materialeinsparungspotential von 24% gegenüber bestehenden Aluminium-Aerosoldosen erreicht werden. Durch die gezielte Verwendung von Legierungselementen wird die Herstellung von Aluminiumdosen mit noch geringerer Wandstärke ermöglicht. Der neue Aerosolbehälter kann außerdem vollständig recycelt werden.

Diese Innovation im Bereich Materialtechnologie und die begleitende Grundlagenforschung überzeugt die Jury mit ihrem transformativen und zukunftsweisenden Ansatz. Durch die neue Produktion der Aerosoldosen können jährlich erhebliche Ressourcen- und Materialeinsparungen erzielt werden.

Die Jury schätzt, dass das Unternehmen die Probleme und Herausforderungen seines schwierigen Tätigkeitsbereichs kritisch reflektiert und konkrete Maßnahmen erkennen lässt, diesen Herausforderungen im Sinne der Nachhaltigkeit zu begegnen. Die aktive Auseinandersetzung mit der eigenen Geschäftstätigkeit, insbesondere der Ressourcenintensität, sowie die Bemühungen zur Realisierung einer Kreislaufwirtschaft, sind positiv hervorzuheben und wurden von der Jury gewürdigt.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“