Das Krankenhaus als Multiplikator für Patient:innen und Mitarbeiter:innen

Klimaschutz
(2024)

Das Gesundheitswesen trägt weltweit mit ca. 5-7% zum Gesamt-CO2-Austoß bei. Der CO2-Fußabdruck des österreichischen Gesundheitswesens betrug 2018 7,6 Megatonnen CO2e, den größten Anteil dabei haben mit 32% die Krankenhäuser. Maßnahmen zur CO2-Reduktion steht ein wachsender Gesundheitssektor gegenüber, es handelt sich deshalb um eine schwierige Ausgangslage. Gleichzeitig ist das Gesundheitswesen stark von den Auswirkungen des Klimawandels, wie Naturkatastrophen, Zoonosen, neuen Erkrankungen, Auswirkungen von Wetterextremen aber auch dessen ökonomischen, sozialen und demographischen Folgen (Konflikte, Migration) betroffen.

Krankenhäuser können jedoch auch als Multiplikatoren in Richtung Mitarbeiter:innen und Patient:innen agieren und so ihrer ethischen Verantwortung gerecht werden. Deshalb hat sich das LKH Villach zum Ziel gemacht, mit Pilotmaßnahmen und entsprechender Vernetzung Vorbild für das klimafitte Krankenhaus der Zukunft zu werden. Plakativer Teil der Initiative ist die sogenannte „Grüne Pilotstation“, die 2023 implementiert wurde. Sie versteht sich als Bündelung unserer bisherigen und künftigen Maßnahmen und soll als solche Awareness bei den Zielgruppen generieren, und damit ein Beispiel für das klimaresiliente und klimafreundliche Krankenhaus der Zukunft sein. In dem Konzept werden zukunftsweisende ökologische und nachhaltige Ideen im stationären Setting getestet und umgesetzt. Dies in der Form eines Reallabors, in dem Strukturen und Abläufe eines klimaresilienten Krankenhauses erlebt werden können – durch die Mitarbeiter:innen, Auszubildenden, Patient:innen aber auch als Modell für andere Gesundheitseinrichtungen. Es wurde im Rahmen der Umsetzung auch versucht, ökonomische Co-Benefits zu nutzen (z.B. durch reduzierten Ressourcenverbrauch).

Beispiele für Aktivitäten: Narkosegasrecycling, Reduktion Laboruntersuchungen, Klimainseln und natürliche Beschattung, Bündelung von Ambulanzterminen mit Reduktion von Anreisen, fleischlose Kost, Leitungswasser im Krug, ökologisches Raumklimamanagement, sichere Fahrradabstellplätze u. – lademöglichkeiten, Ideenwettbewerb, Nudging, Mitwirkung Stadtentwicklung.

Nominiertenbegründung

Das LKH Villach hat sich als zweitgrößtes Krankenhaus in Kärnten einer nachhaltigen Gesundheitsversorgung verschrieben. Mit dem klaren Ziel vor Augen, die bestmögliche Versorgung der Patient*innen zu gewährleisten und gleichzeitig den Planeten zu schonen, setzt das Krankenhaus eine Vielzahl an Nachhaltigkeitsmaßnahmen.

 

Das LKH Villach setzt dabei auf die Sensibilisierung aller relevanten Stakeholder*innen, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen. Die „grüne Pilotstation“, welche als zugängliches Reallabor innovative Ideen testet und umsetzt, steht dabei im Mittelpunkt. Bemerkenswerte Maßnahmen sind zum Beispiel das Narkosegas-Recycling, die Reduktion des Energie- und Ressourcenverbrauchs, die zeitweise Abschaltung der Belüftung in OPs, die Reduktion von Speiseresten um 30% sowie die Abgabe von überschüssigen Lebensmitteln an soziale Einrichtungen. Damit setzt das LKH Villach neue Maßstäbe für ein klimaschonendes Gesundheitswesen und zeigt, dass ökologisch verantwortliches Handeln und hohe Versorgungsqualität Hand in Hand gehen können. Das umgesetzte Konzept kann auf andere Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen übertragen werden. Nach Einschätzung der Jury ist dies daher ein vorbildliches Pilotprojekt mit hohem Replikationsfaktor.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“