Lebensqualität am Wilden Kaiser

Vorbildliche Projekte
(2022)

Nach der umfassenden Studie „Tourismusbewusstsein in Tirol“ des MCI stand das Tourismusland Tirol 2019 von ernsten Herausforderungen. 98 % der Befragten schätzen die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für das Land Tirol als hoch ein, jedoch kratzten der zunehmende Verkehr, der mangelnde nachhaltige Umgang mit der Natur und das Image des Tourismus als Arbeitgeber am Tiroler Tourismus. Diese Tendenzen beobachteten wir schon seit einigen Jahren in der Region. So schien auch dort die touristische Gesinnung bereits unter den negativen Entwicklungen zu leiden. Nach und nach wurde klar, dass die Fokussierung auf das reine „Kerngeschäft“ des Tourismusverbandes, das Zusammenbringen von Gast und Beherbergen*innen, nicht mehr ausreicht. 2017 riefen wir daher den Bürger*innen-Beteiligungsprozess „Lebensqualität am Wilden Kaiser“ ins Leben. Touristiker*innen, Gemeindevertreter*innen, Bürger*innen und Mitarbeiter*innen arbeiten seitdem an der gemeinsamen Vision „ausgezeichneten Lebensqualität für die am Wilden Kaiser lebenden, arbeitenden und urlaubenden Menschen“. Daraus entstanden 5 konkrete Handlungsfelder im Bereich Nachhaltigkeit und zahlreiche visionäre Projekte mit Leuchtturmwirkung.

TVB Wilder Kaiser/Sternmanufaktur
Lukas Krösslhuber
Geschäftsführer Tourismusverband Wilder Kaiser

„Wir sind sehr stolz, als erster Tourismusverband den wichtigsten Nachhaltigkeitspreis Tirols erhalten zu haben. Besonders freut es uns, dass die Jury den systematischen Ansatz in ihre Begründung hervorgehoben hat, denn Nachhaltigkeit kann nicht in einzelne Projekte delegiert werden, sondern muss auf allen Ebenen gelebt werden. Die Auszeichnung ist eine Wertschätzung des Einsatzes und Mutes unsere Mitarbeiter*innen, Funktionär*innen und Partner*innen und gibt uns Kraft für die noch vor uns liegende Arbeit.

Ich kann nur jedem Unternehmen, das von sich behauptet nachhaltig zu arbeiten, empfehlen beim Trigos einzureichen – man setzt sich strukturiert mit der eigenen Situation auseinander, knüpft Kontakte zu Gleichgesinnten und bekommt durch die positive Verstärkung noch mehr Dynamik in den eigenen Nachhaltigkeitsprozess. So konnten wir bei der Verleihung des Trigos Tirol Awards 2022 mit unseren Tischnachbarn vom Kochkist´l bereits erste Ideen für Kochkist´ls für Ferienwohnungsgäste schmieden und freuen uns auf weiteren Austausch mit anderen spannenden Projektträger*innen.“

Nominiertenbegründung

Tourismus ist in Österreich einer der größten Hebel in Richtung Nachhaltigkeit, wird aber derzeit noch viel zu wenig genutzt. Angestoßen durch die spürbare Unzufriedenheit und die zunehmend negative Tourismusgesinnung in der Region Wilder Kaiser beschreitet der Tourismusverband Wilder Kaiser gemeinsam mit vielen Stakeholdergruppen eine neue Identität und Richtung für den regionalen Tourismus. Der Tourismusverband ruft dafür den Bürger*innen-Beteiligungsprozess „Lebensqualität am Wilden Kaiser“ ins Leben, um mit Touristiker*innen, Gemeindevertreter*innen, Bürger*innen und Mitarbeiter*innen eine „ausgezeichnete Lebensqualität für die am Wilden Kaiser lebenden, arbeitenden und urlaubenden Menschen“ zu schaffen. Die Jury lobt das starke Involvement der heimischen Bevölkerung sowie die systematische Auseinandersetzung mit den dringlichen Herausforderungen des Kerngeschäfts. Mit diesem Beteiligungsprozess schafft der Tourismusverband einen regelmäßigen und offenen Dialog in der Region, um in weiterer Folge den Standort auf achtsame, zeitgemäße und qualitätsvolle Art und Weise weiterzuentwickeln. Die Jury wünscht sich mehr solcher Tourismusverbände, die ihre Verantwortung gesamthaft betrachten.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“