Kooperative Lehrausbildung in der Windenergie

Vorbildliche Projekte
(2023)

Als Arbeitgeber in der ländlichen Region und im Zuge des demographischen Wandels ist es zunehmend schwerer geeignete Fachkräfte zu finden. Im April 2022 wurden von der WKS 7 Lehrlingsausbildungsprogramme  genehmigt. Speziell war bei der Ausbildung von Windkraft-Lehrlingen (=Lehrberuf Elektrotechniker), dass das Unternehemen im Betrieb keine eigene Werkstatt betreiben und daher wichtige Ausbildungsinhalte nicht abdecken kann.

Deshalb wurde eine Partnerschaft mit dem Klimaausbildungszentrum des AMS und BFI in Sigmundsherberg eingegangen. Dort können in der Werkstatt die notwendigen Module (zB Fräsetechnik) absolviert werden. Weitere Herausforderungen waren, dass bei Minderjährigen Jugendschutzbestimmungen beachtet werden müssen. Diese sind mit den möglichen Sicherheitsvorkehrungen beim Arbeiten auf dem Windrad schwer kompatibel.

Gestartet wurde 2021 das Projekt „Lehrlingsausildung im Betrieb“ gestartet.   Wichtige Tätigkeiten waren Vorab-Recherchen, um herauszufinden was die Windkraft Simonsfeld abdecken kann und wo es welche Hürden gibt. Weiters die Erstellungen des Lehrausbildungsplans, sowie die Abstimmung mit dem Kooperationspartner BFI Sigmundsherberg.  Im April/Mai 2022 wurde ein Grobkonzept für die Lehrlinge bei der WKS erarbeitet: Man  entschied sich, 7 Lehrstellen „einzureichen“ und bescheiden zu lassen.

Im September 2022 wurden alle 7 eingereichten Lehrstellen positiv bescheidet. Im Dezember 2022 konnte der Lehrling für Elektrotechnik seine Ausbildung beginnen. Auch nach wie vor ist eine intensive Betreuung notwendig, z.B. wegen rechtlichen Fragen zur Aufsichtspflicht außerhalb der Berufsschulzeiten.

Das Projekt adressiert die zunehmend schwierige Recruiting-Situation von Fachkräften in der zukunftsträchtigen Branche der Erneuerbaren Energien. Durch das Lehrlingsprogramm wird die Fachkraft im Betrieb ausgebildet und verbleibt nach Ende der Lehre hoffentlich im Betrieb.

Nominiertenbegründung

Die Windkraft Simonsfeld AG betreibt Stromproduktion aus Wind- und Sonnenenergie und produziert jährlich 663 GWh Ökostrom, das entspricht dem jährlichen Strombedarf von 166.000 Haushalten. Das Unternehmen versucht aktiv, dem Fachkräftemangel in den ländlichen Regionen gegenzusteuern und hat in Zuge dessen ein eigenständiges Lehrlingsausbildungsprogramm kreiert. Trotz besonderer Herausforderungen der Ausbildung in der Windenergiebranche hat es das Unternehmen geschafft, durch Motivation und Kooperationen mit staatlichen Ausbildungszentren neue Lehrlingsausbildungsplätze zu schaffen. Als einziges Unternehmen national ermöglicht es Windkraft Simonsfeld, neue Ausbildungsplätze für Windkraft-Lehrlinge für den technischen Außendienst anzubieten.

Das Unternehmen schafft somit nicht nur neue Arbeits- und Ausbildungsplätze in einer stark von dem Fachkräftemangel betroffenen Region. Die steigende Nachfrage nach Windrädern und PV-Anlagen trifft auch auf den aktuellen Arbeitskräftemangel. Das Energieunternehmen versucht vorbildhaft, mit der Lehrlingsausbildung ein zentraler Bestandteil zur Lösung dieser Probleme zu sein und zeigt vor, wie durch gut überlegte Initiativen ein erster Schritt für eine Verbesserung geschaffen werden kann.

Windkraft Simonsfeld steigert durch die Ausbildung neuer Lehrlinge im E-Energiesektor die regionale Wertschöpfung und investiert mit neuen Fachkräften in eine nachhaltige Zukunft in der
Energiebranche. Dabei wird über das eigene Unternehmen hinausgeschaut; mit Kooperationen und Projekten wird versucht, einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen zu erzielen. Die Initiative gilt als Vorzeigeprojekt im Energiesektor und zeigt hohen Vorzeigecharakter und Replikationsmöglichkeiten, auch für andere Branchen und insbesondere auch für kleinere Betriebe.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“