R.U.S.Z.: Energy Related Products – Ecodesign for our Future

Internationales Engagement
(2020)

Wir leben heute in einer Welt, deren „Wohlstand“ – besser deren werbeinduzierter, angestrebter Lebensstandard im globalen Norden – nur durch Raubbau an den nichtregenerativen Rohstoffen im globalen Süden möglich ist. Diese kapitalistische, imperiale Wirtschafts- und Lebensweise tötet (Papst Franziskus, Evangelii Gaudium 2013), macht süchtig (Nina Tröger, Kaufsucht in Österreich, 2017), ist ungerecht (Ulrich Brand, Imperiale Lebensweise, 2017) und zerstört die Lebensgrundlagen der menschlichen Spezies (UN-Environment, Global Resources Outlook 2019). Diese lineare Wirtschaftsweise braucht mindestens eine Transformation zur Kreislaufwirtschaft, in der insbesondere wertvolle (kritische) Rohstoffe möglichst lange, kaskadisch genutzt werden, bevor sie schlussendlich einem verbesserten stofflichen Recycling zur Gewinnung von Sekundärrohstoffen zugeführt werden. Eine Postwachstumsökonomie ist leider derzeit politisch nicht durchsetzbar. Längst hat die EU-Kommission einen systemischen Wandel von der ressourcenintensiven, linearen zur abfallarmen, zirkulären Wirtschaftsweise ordnungspolitisch vorgegeben. Nicht einmal die herstellende Industrie zeigt ernstzunehmenden Widerstand.
Gegen die Vernichtung kritischer Rohstoffe kämpfen wir im operativen Betrieb seit 21 Jahren an. Auch die Veröffentlichung des Kreislaufwirtschaftspakets durch die Kommission im Dezember 2015 ist nicht ohne unser Zutun (natürlich gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern!) möglich gewesen.

Das Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z ist ein Social Business und neben seinem Tagesgeschäft als Anbieter seriöser Reparaturdienstleistungen ein Zentrum für Konsument*innenschutz und Nachhaltigkeit. Wir haben die seriöse Reparaturdienstleistung neu erfunden und sind heute der bekannteste, unabhängige Reparaturbetrieb in der EU. Daneben betreiben wir das größte Re-Use-Zentrum Österreichs für Haushaltsgroßgeräte und bieten wöchentlich ein Reparatur-Café an.

Das R.U.S.Z hat das ReparaturNetzWerk Wien gegründet, einen Zusammenschluss aller seriösen Reparaturbetriebe im Großraum Wien. Darüber hinaus war das R.U.S.Z Mitbegründer des Europäischen Dachverbandes für sozialwirtschaftliche Betriebe RREUSE, einem Lobbying-Netzwerk auf EU-Ebene und seinem nationalen Pendant RepaNet Österreich. Das Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z ist seit 21 Jahren ein Best Practice der Kreislaufwirtschaft und leistet wichtige Beiträge zu den SDGs, insbesondere zu den SDGs 8, 12 und 13!
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Nominiertenbegründung

Das R.U.S.Z entwickelt im Projekt PROMPT unabhängige Testmethoden zur Bewertung der Möglichkeit, energierelevante Produkte zu reparieren, wiederzuverwenden und aufzurüsten. Diese werden Marktüberwachungsbehörden und Konsumentenschutz-Organisationen zur Verfügung gestellt und entscheiden ab 2025 über die Marktzulassung von E-Geräten in der EU-Wirtschaftsraum. R.U.S.Z entwickelte damit die innovative Grundlage für die von der EU-Kommission veröffentlichte EU-Standardisierung EN 45554:2020 „Energy related products – Material efficiency aspects for Ecodesign“ durch CEN und CENELEC JTC 10. Damit schafft das Social Business Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung von geplanter Obsoleszenz und ist maßgeblich an der Transformation zur Kreislaufwirtschaft beteiligt. R.U.S.Z. bekennt sich bereits seit Jahrzehnten zu verantwortungsvollem Wirtschaften – die Jury wünscht sich mehr solcher Unternehmen.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“