Prestige-Recycling-Glas

Klimaschutz
(2021)

Stoelzle produziert hochwertigstes Weißglas (EWF–extra white flint) für die Pharma-, Kosmetik-, Spirituosen- und Lebensmittelindustrie. Dieses Glas hat sehr hohe Anforderungen an die optische Qualität und Farbreinheit, die den Einsatz von Recycling-Glas und Sekundärrohstoffen zu einer enormen Herausforderung machen. Derzeit können daher nur hochwertige Recycling-Stoffströme (PIR=Post-
Industrial Recycling–sortenreines Glas aus Industrie-Quellen) sowie interne Ausschussrückführung verwendet werden (maximal ca. 20%). Einzelne Herstellern von Standard- Verpackungsglas setzen in Maximalfällen bereits bis zu 50 % PCR (Post Consumer Rezyklat = Altglasscherben) in ihren Weißgläsern ein, wodurch allerdings eine deutliche Qualitätsminderung eintritt. Besser umsetzbar ist der Einsatz von PCR bei farbigen Gläsern, wo Stoelzle z.B. bis zu 55 % externe Scherben einsetzt (Grünglas). Bei derartigen Recycling-Anteilen gibt es zusätzliche Limitierungen wie z.B. den Rest-Bleigehalt von
PCR, der aus Bleigläsern in der Sammlung stammt und mit den hohen Anforderungen von Pharma-Artikeln konkurriert. Im größeren Kontext steht der Schwerpunkt dieses Projektes mit Kreislaufwirtschaft (Glas ist 100% rezyklierbar – Probleme durch Verunreinigung) sowie CO2- und Energiereduktion. Wenn Glas aus natürlichen Rohstoffen geschmolzen wird, trägt dies bis zu 30% zum CO2 Aufkommen des Schmelzprozesses bei (CO2-Träger wie Kalkstein, Soda) und man spart pro 10% PCR etwa 2.5 % der Schmelzenergie ein.

Nominiertenbegründung

Stoelzle ist der größte Glaserzeuger Österreichs und setzt beim sogenannten Extra White Flint Glas, d.h. hochwertigem Weißglas, zusätzlich zum internen Recycling bereits 20% Altglasscherben ein. Damit ist das Unternehmen beim hochwertigen Weißglas unter den Vorreitern. Bis 2025 soll der Rezyklatanteil noch auf 35% erhöht werden. Damit wird es dem Unternehmen gelingen, CO2-Emissionen zu reduzieren sowie den Einsatz von Rohstoffsubstituten zu maximieren. Darüber hinaus arbeitet Stoelzle daran, die Qualität der am Markt erhältlichen Altglas-Scherben so zu erhöhen, dass sie auch im speziellen Anwendungsfall von hochwertigem Weißglas vermehrt einsetzbar werden. Die Jury begrüßt die kontinuierliche Forschungsarbeit des ambitionierten Unternehmens und hebt den strategisch konzipierten und praktizierten Beitrag zur Kreislaufwirtschaft hervor. Weiters begrüßt die Jury die überbetrieblichen Bewusstseinsbildungsmaßnahmen in der Branche.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“