Reparatur ökologisch und sozial

Social Entrepreneurship
(2017)

Gesellschaftliche Herausforderung: Erwerbslose, die wegen ihres Alters, einer abgebrochenen Ausbildung, einer Vorstrafe, ihres Migrationshintergrundes o.a. benachteiligt sind, rutschen von einer sozialen
Maßnahme in die nächste, ohne Stabilität zu finden.
Ökologische Herausforderung: Elektrogeräte, die mit einem hohen Aufwand an Energie und Ressourcen hergestellt wurden, landen wegen verhältnismäßig kleinen Mängeln im Elektroschrott oder
Restmüll, weil Neugeräte billig und Reparaturen oft schwierig und relativ teuer sind.

Für die Beschäftigten bringt das: Sicherheit, Struktur, Arbeitserfahrung, Ausbildung in einem etablierten Unternehmen. Die Fluktuation ist geringer als vor der Privatisierung, aber zum einen wächst das
R.U.S.Z, zum anderen gehen immer wieder Angestellte in Pension, sodass neue aufgenommen werden/ein Arbeitstraining absolvieren.
Für die Umwelt: Die Reparaturtätigkeit schont Ressourcen und fördert mit der medialen Präsenz das ökologische Bewusstsein der Bevölkerung, was sich im Feedback der KundInnen zeigt.

Das R.U.S.Z ist ein Kompetenzzentrum für Reparatur und Re-Use, in dem Wissen über die Qualität von Geräten im operativen Geschäft erhoben wird, das wiederum in die Forderungen an die Produzenten wie in der ONR 192102:2014 (unter Mitarbeit des R.U.S.Z), bei Produkttests und in Medienkampagnen zu geplanter Obsoleszenz einfließt. Das operative Geschäft und die Forschung und Entwicklung unterstützen sich somit gegenseitig in der Entwicklung, auf einer soliden praktischen und theoretischen Basis.

Nominiertenbegründung

Das bereits seit knapp 20 Jahren bestehende Reparatur und Service-Zentrum R.U.S.Z verfolgt das strategische Ziel einer ressourcenverschwendenden, umweltschädlichen Wirtschaftsweise durch Reparatur von Elektrogeräten entgegenzuwirken. Lebenszyklusanalysen zeigen, dass ein großer Teil der Umweltprobleme durch die Produktion von Elektrogeräten entstehen. Neben der Verminderung dieser Umweltthematik werden gleichzeitig auch arbeitsmarktpolitische Probleme durch Anstellung von langzeitarbeitslosen Personen, sowie Menschen mit Behinderung adressiert. Die MitarbeiterInnen werden im R.U.S.Z auch zu Technikern ausgebildet. R.U.S.Z betreibt das größte Re-Use-Zentrum Österreichs für Haushaltsgroßgeräte: Zwischen 2009 und 2016 wurden 2.660 Geschirrspüler, 5.394 Waschmaschinen und unzählige Kleingeräte, Fernseher, PCs u.a. repariert. Jährlich werden 1.400 Geräte für den Second-Life Markt vorbereitet und verkauft. Im Moment arbeitet R.U.S.Z gerade an einem Franchise-Buch und im Mai wird in Graz die erste R.U.S.Z Zweigstelle eröffnet. Mittelfristig sollen auch in anderen österreichischen Städten Reparatur- und Servicezentren entstehen. Auch auf EU-Ebene ist das Unternehmen aktiv, um Reparatur und Wiederverwendung in die Abfallrahmenrichtlinie zu integrieren. R.U.S.Z hat die Jury besonders durch sein langjähriges Engagement in Österreich wie auch auf EU-Ebene überzeugt.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“