Naturschutzhof Going Artenreich

Regionale Wertschaffung
(2024)

Vor 10 Jahren wurde der Hof der Großmutter geerbt, und außer einem renovierungsbedürftigen Bauernhaus und einer überdüngten, intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Fläche fand sich nichts, was den Ansprüchen an nachhaltiger Arbeitsweise entsprach. Die Fläche wurde ökologisch aufgewertet, Naturschutzprojekte wurden umgesetzt und nach und nach ein Ort für Gäste und Interessierte geschaffen. Die Motivation lag darin, im eigenen Verantwortungsbereich so ökologisch und nachhaltig wie möglich zu wirtschaften. Mit dieser Herangehensweise kamen mehr und mehr Insekten und Vögel, die den Hof als Lebensraum annahmen, wodurch das Ziel, den Schutz und Ausbau des Lebensraums, Jahr für Jahr erweitert wurde.

Die Zielgruppen waren zunächst interessierte Landwirt:innen; durch die Vermietung kamen Tourist:innen dazu. Durch den Lernort ist es möglich die Zielgruppe sehr breit zu definieren und die Themen Nachhaltigkeit und Biodiversität zielgruppengerecht zu vermitteln. Es gelang, abseits der klassischen bäuerlichen Produktion, mit unserem Konzept des Naturschutzhofs auch ökonomisch erfolgreich zu sein.

 

Nominiertenbegründung

Der Naturschutzhof Going Artenreich in Österreich vereint Landwirtschaft, Tourismus und Bildungsarbeit zu einem einzigartigen Konzept. Seit fast einem Jahrzehnt wird der 2 Hektar große Hof extensiv bewirtschaftet, wobei der Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt im Mittelpunkt stehen.

Der einst renovierungsbedürftige Bauernhof mit intensiv genutzten Flächen wird nun zu einem ökologisch wertvollen Naturschutzhof umgewandelt. Als Vorreiter in Österreich initiiert der Betrieb jedes Jahr neue Naturschutzprojekte und überprüft sorgfältig jeden Arbeitsschritt auf seine Auswirkungen hinsichtlich Biodiversität. Zudem fungiert der Hof als Lernort, welcher von unterschiedlichen Einrichtungen für Umweltbildungsprogramme genützt wird.

Die umfangreichen Maßnahmen, wie die Anlage einer Streuobstwiese, einer Trockensteinmauer, eines Naturteichs und Permakultur-Gartens sowie das Pflanzen von über 1.000 Heckenpflanzen und Bäumen, sind herausragende Beispiele für gelebten Naturschutz. Diese Projekte wurden von Expert*innen begleitet und teilweise wissenschaftlich untersucht, was Wirksamkeit sowie Vorbildfunktion der Maßnahmen unterstreicht.

Durch die einzigartige Kombination von Naturschutzhof und Bildungseinrichtung wird der Hof zu einem inspirierenden Leuchtturmprojekt für Biodiversität sowie für die Förderung regionaler Wertschaffung. Mit seinem ganzheitlichen Ansatz zieht der Hof nicht nur lokale Gemeinschaften an, sondern erregt auch österreichweites Interesse und etabliert sich somit als ein bedeutendes Zentrum für generationenübergreifende Nachhaltigkeit und Biodiversität.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“