Unverschwendet Smartes Überschussmanagementsystem

Social Innovation & Future Challenges
(2020)

Um garantieren zu können, dass ausreichend Erzeugnisse den vorgegebenen Normen (Form, Farbe, Größe, etc.) entsprechen und um witterungsbedingte Ausfälle kompensieren zu können, sind Landwirt*innen gezwungen bis zu 180 % der eigentlich vom Markt bestellten (und verkaufbaren) Menge an Obst und Gemüse zu produzieren. Kommt es zu guten Ernteerträgen in der Region, oder drängt billigere Ware aus der EU-/Drittstaaten auf den Markt, haben Landwirt*innen neben ihrem zeitintensiven Tagesgeschäft keine Möglichkeit spontan Ersatzabnehmer*innen für zusätzliche Ware zu finden. Daher entstehen bereits in kleineren landwirtschaftlichen Betrieben bis zu 500 kg Überschüsse pro Tag, in großen Betrieben bis zu 250 t pro Jahr. Diese Überschüsse werden in den meisten Fällen weggeworfen (SDG 12.3 weltweite
Nahrungsmittelverschwendung halbieren). Lebensmittelabfälle sind problematisch, weil bereits viele Ressourcen und Energie investiert wurden (für Anbau, Aufzucht, Bewässerung, beheizte Glashäuser, Maschinen- und Arbeitsstunden, usw.). Da Landwirt*innen leider keine Möglichkeit haben, überbetrieblich vorhandene Überschüsse am Markt zu erkennen, haben sie neben ihrem zeitintensiven Tagesgeschäft zumeist keine Kapazitäten spontan neue Abnehmer*innen zu akquirieren. Der Verkauf von Überschüssen ist eine wertvolle weitere Einkommensquelle (SDG 2.3 Einkommen von kleinen Nahrungsmittelproduzenten verdoppeln) und führt zur Stärkung der Landwirtschaft und regionaler Wertschöpfung.

Dipl. Ing.in Cornelia Diesenreiter, MDes
Co-Founder & CEO Unverschwendet GmbH

„Als öko-soziales Unternehmen haben wir seit unserer Gründung gehofft, dass wir irgendwann für unsere Arbeit mit dem TRIGOS Award ausgezeichnet werden. Für uns ist er der renommierteste Preis für nachhaltiges Wirtschaften in Österreich. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir als so junges Unternehmen gewonnen haben und unsere Mission überschüssiges Obst und Gemüse zu retten eine so große Bühne bekommt“.

Nominiertenbegründung

Mit einem Smarten Überschussmanagement wird am Markt vorhandenes überschüssiges Obst und Gemüse aus der Landwirtschaft erfasst und potenziellen AbnehmerInnen vorgeschlagen. Die systematisch erfassten Überschüsse werden sowohl für die Produktion der Unverschwendet GmbH genutzt, als auch über unterschiedliche Vertriebskanäle als Frischware oder lagerfähige Zwischenprodukte wie Säfte, Marmeladen, Chutneys etc. an die Gastronomie oder Lebensmittelindustrie vermittelt bzw. verkauft. Das junge Unternehmen überzeugt die Jury mit der wissenschaftlichen Herangehensweise, da das lineare System unterbrochen wird. Die Unverschwendet GmbH erkennt den klaren Impact gegen Lebensmittelabfallvermeidung und ergreift das große Marktpotenzial.

Projektfotos

gabi faber wiener

Hon. Prof. (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA​

Leitung Center for Responsible Management
„Der TRIGOS ist der wichtigste Preis für Nachhaltigkeit und CSR in Österreich und gleichzeitig ein Spiegel. Er zeigt auf wo wir uns auf diesem wichtigen Weg befinden. Ich habe vor sechs Jahren die Kriterien und das Juryprocedere überarbeitet und leite seither die Jurierung.
Es ist für mich immer wieder inspirierend, mit klugen und reflektierten KollegInnen die Einreichungen zu diskutieren. Bei uns müssen sich alle einigen, wir haben kein Mehrheits-, sondern Konsensprinzip, und das geht nur mit Argumenten.
Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig die Quelle für die hohe Glaubwürdigkeit des TRIGOS. Diskurs ist auch für die Zukunft der Nachhaltigkeit essenziell, nicht nur beim TRIGOS. Wir brauchen mehr Reflexion, mehr Austausch auf Augenhöhe und weniger Beharren auf Standpunkten“